Samstag, 16. Juni 2012

Mt. Pichincha

Am Freitag bestieg ich Mt. Pichincha.
Da ich zu geizig für ein Taxi war, beschloss ich zu laufen - einmal quer durch Quito von unserem Haus im Osten zum Vulkan nach Westen. Es dauerte ungefähr 1,5 Stunden und hätte mir nicht viel ausgemacht, aber der Gestank auf der Straße, der ganze Verkehr und die Abgase waren eine echte Qual. Gegen halb elf erreichte ich aber endlich die Seilbahn und gegen 11:00 Uhr war ich auch schon auf halber Höhe des Berges.
Dort verließ ich die Seilbahn und begann den Aufstieg. Das Wetter war nicht schlecht. Etwas wolkig vielleicht, aber das sollte sich eher als Gnade erweisen, da die Sonne hier sehr stark brennt und ich am Ende des Tages trotz bewölkten Himmels, Creme und Hut einen leichten Sonnenbrand im Gesicht hatte...

Dennoch tat all dies der Schönheit der Landschaft keinen Abbruch und zum erstenmal realisierte ich, dass ich mich inmitten der Anden befand. In der Stadt ist man zwar von Bergen umgeben, aber durch all den Trubel, die vielen Autos, Menschen und Gebäude kommt man nicht dazu sich das wirklich klar zu machen. Es ist wie in einer anderen Welt. Hier jedoch war es absolut still und friedlich - und in der Ferne erhob sich Mt. Pichincha und wartete auf mich... Der Weg dorthin war lang, staubig, an vielen Stellen aufgerissen und schlängelte sich erstmal über viele kleine Hügel, ehe er endlich auf den Fuß des Vulkans traf...

 Wegen des Höhenunterschiedes musste ich immer wieder kleine Päuschen einlegen und etwas verschnaufen, aber zum Glück hatte ich ja Zeit, genug Wasser dabei und war allein. So konnte ich mich in aller Ruhe aklimatisieren und einfach nur die Landschaft genießen. :)
Da es ein Freitag war, traf ich unterwegs auch nur eine Hand voll Leute. Beinahe alle überholten mich, doch das war mir egal. Wozu sollte ich mich denn hetzen? Es war noch nicht einmal 12 Uhr, die Seilbahn würde - laut Auskunft meiner Mitbewohnerin - ungefähr bis fünf Uhr fahren und selbst wenn ich es nicht bis ganz zum Gipfel schaffen sollte, so war es doch ein wunderschöner Ausflug. Ich genoß es ganz einfach, allein zu sein und keinerlei Stadtlärm bzw. -geruch um mich zu haben.
Jeder weitere Hügel, den ich erklomm, belohnte mich für die Mühe mit einer noch großartigeren Aussicht - gerade wenn ich glaubte, das Maximum an Schönheit vor Augen gehabt zu haben. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten die schönste Aufnahme für euch auszusuchen. Zu schade, dass ich keine Panorama-Fotos machen kann. Daher habe ich euch einfach zusätzlich nahe des Gipfels ein 360°-Video gedreht: http://www.youtube.com/watch?v=ZMx9Dv4mcXk



Der Pfad zum Gipfel war sehr niedlich. Allerdings wurde es durch die Wolken nach und nach zu nebelig für gute Fotos und auch der kleine Weg wurde immer schmaler und wollte einfach nicht weiter ansteigen. Stattdessen verlor er sich in der Ferne und schien in einem großen Bogen um die Spitze herumzuführen. Dabei waren es höchstens noch 100 Höhenmeter...
Mir wurde außerdem sehr kalt. Meine Finger konnten kaum noch die Kamera halten - für diese Temperaturen war ich trotz meiner Fließjacke nicht gut genug ausgerüstet. Also ließ ich Gipfel Gipfel sein und kehrte langsam um. Eine Erkältung konnte ich momentan wirklich nicht gut gebrauchen.
Die Struktur des Gesteins war übrigens sehr interessant. Wie bei einer Torte schien auch der Berg aus vielen Schichten zu bestehen.Man konnte die geballte Kraft der Plattentektonik beinahe fühlen. Mir gefällt der Gedanke, dass all dies einmal Meeresboden war. :)

Der Abstieg ging natürlich viel schneller als der Aufstieg. Nach Oben brauchte ich gut 2,5 Stunden, Runter hätte ich es in einer geschafft, aber das wollte ich nicht. Wozu wäre denn sonst die ganze Plackerei gut gewesen? Also machte ich überall, wo es mir gefiel eine längere Rast, ließ alle Leute an mir vorbei den Hügel runterstapfen und freute mich mal bei einer Banane oder einem Apfel, mal bei einem Schluck Wasser an der Aussicht.

Trotz aller Verzögerungsmaßnahmen kam ich früher oder später leider doch wieder unten an, und da es noch nicht einmal vier Uhr war, beschloss ich, mir einen Ritt durch die Landschaft zu gönnen. Mir wurde ein wunderschönes, großes, dunkelbraunes Roß zugewiesen und auch ein Poncho war im Preis von 5 Dollar (für 30 Minuten) enthalten. Obwohl es ein Touristengag war, nahm ich ihn an - vermutlich, weil ich nunmal ein Tourist bin, oder aber, weil man sich eigentlich nicht dagegen wehren kann und ihn fast gewaltsam übergestülpt bekommt. Schließlich ist das authentisch und alle Touristen wollen sich wie ein Inka fühlen, nicht wahr? Okay, ich muss zugegeben, es hatte was. Vor allem war er saugemütlich und kuschelig warm - ich hoffte innerlich jedoch, er würde zumindest jedes halbe Jahr einmal gewaschen - zum Glück roch er aber nur nach Pferd. :)

Ich spielte noch eine Weile mit einem lieben Hund, der eigentlich die Pferde bewachen sollte. Dann fing es aber leider an zu regnen und ich machte mich Schweren Herzens auf den Rückweg zur Seilbahn... Am liebsten wäre ich den Rest der Woche hier oben geblieben.

Ich hoffe ihr begeistert euch auch für Berge - ansonsten war dieser Eintrag warscheinlich ziemlich langweilig für euch... In diesem Falle, danke fürs trotzdem lesen. ^^

Hasta Pronto
Kiri

3 Kommentare:

  1. Oh Kiri, das ist einfach unbeschreiblich schön! Und danke für den kleinen Film - Mama, Sophia und ich saßen eben ganz hingerissen davor!
    Ich freue mich, Dich später zu sprechen :)
    Alles Liebe aus dem guten alten Vaihingen von Juli

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  2. Hallo Kira, sind wirklich atemberaubende Bilder und der Film sowieso. Es freut mich, dass Du so gut klar kommst da unten und wünsche Dir weiterhin eine schöne Zeit ohne größere Holpersteine im Weg !

    P.S. Was hast Du für eine Kamera? Geile Quali!

    Gruß Marion Quitschke

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  3. Freut mich, dass das mit dem Film so gut angekommen ist - war nicht sicher, ob das für jemand anderen interessant anzuschauen ist. Dann werde ich sowas aber öfter mal einfügen. :)

    P.S.: die Kamera ist ein Geschenk von meinem lieben Papa - eine Finepix AX300 von Fujifilm. Von der Qualität bin ich auch immer wieder überrascht ^^

    Grüßle
    Kiri

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