Sonntag, 24. Juni 2012

Cotopaxi - ein kurzes Vergnügen...

Am Wochenende war es endlich soweit und die Cotopaxi-Tour fand statt.
Zu unserer Gruppe gehörten neben den Führern Paoblo und Francisco die drei Kalifornier Magi, John und Alex.

Wir hätten es eigentlich schon wissen müssen, als wir gegen 9:00 Uhr Quito verließen und auf halber Strecke zum Vulkan in einen Regenguss gerieten. Doch noch siegte der Optimismus - immerhin waren es noch über 12 Stunden hin bis zum Aufstieg. In dieser Zeit kann sich das Wetter ja noch dreimal ändern... Ich sollte mich nicht täuschen.

Das Wetter änderte sich beim Vulkan angekommen tatsächlich - es regnete nicht mehr, es schneite. Leider keine weichen Flocken, sondern scharfe, harte Eiskörner, die uns von einem starken Wind ins Gesicht gebliesen wurden.
Wir parkten das Auto auf einem Plateau, das ungefähr auf 4.500 Metern lag. Dort wurden wir von einem Bergfuchs begrüßt, der wohl auf Abfälle aus war. Immerhin etwas. Ich wollte ja eigentlich unbedingt einen Condor oder wenigstens ein Lama sehen, aber der Fuchs war auch eine nette Überraschung.
Der Wind nahm zu und es war nun schwer sich aufrecht zu halten. Trotzdem verloren wir unsere gute Laune nicht und erklommen, wenn auch unter Schwierigkeiten die ersten 200 Höhenmeter bis zur Basisstation, wo wir übernachten würden.




Oben angekommen empfing uns schon Francisco mit heißem Tee, Popcorn und Chips. Gegen sieben würden wir zu Abend essen und dann gleich schlafen gehen. Doch zuvor mussten wir noch üben, unsere Steigeisen anzulegen, damit wir es in der Nacht auf dem Gletscher einfacher hatten.

Leider fühlte sich Alex gar nicht gut. Die Höhenkrankheit hatte ihn erwischt und unser Führer befürchtete zu Recht dass er nicht in der Kondition für dieses Unterfangen war.

Wir versuchten zu schlafen. Einige schafften es tatsächlich - mir war nur schlecht und ich hatte Kopfweh. Aber ich hoffte das Beste für den nächsten Morgen. Allerdings lauschten wir alle dem Wind, der beständig versuchte unsere Hütte vom Berg zu pusten und das klang alles andere als ermunternd. Es war ziemlich kalt, aber dennoch musste ich irgendwann das stille Örtchen aufsuchen. Also schälte ich mich aus meinem kuscheligen Schlafsack und ging in das kleine Nebengebäude. Dazu musste ich einige Meter ungeschützt über den Hof laufen und ich wurde auch gleich von einem ordentlichen Schneesturm begrüßt. Die ganze weitere Nacht bangte ich um eine Verbesserung - aber vergebens...
Dennoch weckte uns Paoblo Punkt 24:00 Uhr. Alex ließen wir schlafen. Frühstück brachte ich nicht herunter, mir war ziemlich übel und mein Kopfweh war auch noch da. Zum Glück bekam ich von einem der anderen Führer eine Tablette und danach war alles gut. Wir gähnten uns an, stiegen langsam in unsere Ausrüstung und machten uns gegen 01:10 Uhr an den Aufstieg.
Ich fühlte mich gleich um einiges besser. Der starke Wind war mit dicker Jacke und festen Schuhen gut zu ertragen und erfrischte mich. Mit kleinen Schritten erkäpften wir uns Meter und Meter und ich fühlte meine Kräfte mit jedem weiteren Meter steigen. Ich hatte das Gefühl, ich könnte so ewig laufen. John war allerdings etwas schneller und so splittete uns Paoblo kurzerhand und schickte ihn zusammen mit Francisco voraus, da Magi nur sehr mühsam voran kam. Ich schaute ihnen etwas bedauernd nach, aber es war nicht an mir Entscheidungen zu treffen. Leider sollte meine Tour ein paar Minuten später bereits enden. Magi ging es sehr schlecht - auch sie war der Höhenkrankheit zum Opfer gefallen und litt unter starken Schmerzen. Die Entscheidung des Führers war hart aber einleuchtend. Wir mussten umkehren.
Natürlich war ich enttäuscht - immerhin hatte ich viel Geld bezahlt und fühlte mich kein bisschen müde. Aber die arme Magi konnte ja auch nichts dafür. Gegen 02:40 Uhr waren wir wieder zurück in der Hütte und Paoblo wies uns an zurück ins Bett zu gehen.
Wirklich schlafen konnte ich aber nicht. Ich dachte an die anderen, die noch auf dem Berg kämpften, am Morgen den Krater erklimmen und sich gut fühlen würden und wünschte mich sehnlichst auch dorthin.

An diesem Tag sollte aber niemand den Gipfel erreichen. Vielleicht zwei bis drei Stunden später schneiten alle im wahrsten Sinne des Wortes wieder herein. Von Eis bedeckt glänzten sie im Licht der Stirnlampen. Helme, Rucksäcke und Eispickel waren tatsächlich komplett von einer dicken durchsichtigen Eisschicht bedeckt. In diesem Moment war ich nicht mehr ganz so betrübt über die frühe Umkehr.
Viele waren bereits seit einer Stunde auf dem Gletscher gelaufen, als die Führer einstimmig beschlossen, dass es zu gefährlich wurde. Man konnte die Spalten nicht mehr erkennen und der Wind hatte einige Bergsteiger angeblich samt Steigeisen aus dem Eis gehoben! Da konnte man wirklich nichts mehr machen!

Dennoch machten alle am nächsten Morgen fröhliche Gesichter. Allein der Kapf auf dem Berg war es wert gewesen.
Sogar als wir gegen neun Uhr morgens aufbrachen und zum Parkplatz zurück liefen hatte sich das Wetter noch nicht gebessert! Übrigens war auch das Auto von einer dicken Eisschicht bedeckt und wir mussten eine ganze Weile bei laufender Heizung warten, bis es einigermaßen geschmolzen war...

Als wir aus dem Nationalpark herausfuhren klarte der Himmel für kurze Zeit ein wenig auf, aber ein besseres Foto als dieses ist dabei leider nicht heraus gekommen. :)


Ich mache hier erstmal Schluss, weil ich morgen früh schon um halb fünf abgeholt und zum Flughafen gefahren werde von wo aus ich endlich nach Galápagos weiterreisen werde. Dort habe ich leider kein Internet, nur am Hafen, aber der ist 45 Autominuten von der biologischen Station entfernt, in der ich arbeiten werde. Ich hoffe, ich schaffe es an einem der kommenden Wochenenden mal dorthin.

Ich poste wieder, sobald es geht.

Liebe Grüße
Kiri

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