Samstag, 9. Juni 2012

Die feine englische Art...

Kaum eine Woche ist vergangen und schon hinke ich den Ereignissen hinterher.
Meine Zeit in England war so schnell vorbei, dass ich selbst ganz erstaunt war. Dies und die Tatsache, dass Farmarbeit nunmal müde macht sind schuld daran, dass ich hier bisher noch nicht einmal ein Foto gepostet habe...

Ich hatte Glück und habe eine sehr liebe Familie erwischt. Sie haben sogar mehrere Farmen, die bewirtschaftet werden müssen und daher habe ich die ganze Familie nur einmal zusammen beim Abendessen gesehen.
Ansonsten waren ich und zwei andere Helfer (ein Junge aus China und ein Mädchen aus Frankreich) in Kinnachan untergebracht, wo auch meine Gastmutter Eileen lebt. Der Vater Bill arbeitete vor allem in Brooks aber ihn habe ich hin und wieder gesehen.
Als ich am 1. Juni in London ankam, hatte wegen einem Unfall auf der Autobahn leider der Reisebus Verspätung und ich kam statt gegen 17:00 Uhr erst um 18:30 Uhr in Leicester an, von wo aus ich eigentlich den Bus nach Uppingham nehmen wollte. Leider fuhr der letzte um halb sieben und ich muss ihn ganz knapp verpasst haben, weshalb Bill mich dort abholte. Wir fuhren zunächst zu seiner Farm nach Brooks. "...because you haven't your tea yet, right?" waren Bills Worte als Begründung, ganz als ob es sich hierbei um ein menschliches Grundbedürfins handele, dessen Befriedigung Pflicht sei. :) Mir war das sehr sympathisch. Hier musste ich mir um meinen morgendlichen Schwarztee mit Milch wohl keine Sorgen machen.

Am selben Tag kam auch Han an. Ein Student aus China. Zusammen brachte uns Bill am späteren Abend nach Kinnachan. Wir erhielten unsere Zimmer und die ersten kurzen Instruktionen. Mein Zimmer war ziemlich geräumig. Ein großes Doppelbett und ein Einzelbett, das ich belegte, nahmen allerdings recht viel von dem Platz ein. Ich hatte sogar ein eigenes Waschbecken. Leider funktionierte der Boiler nicht und so gab es im ganzen Haus bis auf eine der Duschen kein warmes Wasser. Nichtmal in der Küche zum Abwaschen. Unsere Tage begannen gemütlich. Gegen acht stand Eileen meistens auf und ich leistete ihr dann in der Küche beim Frühstück Gesellschaft. Han schlief länger, aber die richtige Arbeit ging sowieso erst gegen halb zehn los. Die ersten beiden Tage verbrachten wir draußen und befreiten das Gewächshaus, den Ploytunnel und die Bereiche dazwischen von Unkraut (in der Regel Disteln und Brennesseln - ziemlich aggressive Sorten, die uns sogar durch Hosen und Handschuhe stochen).
Dann fing es an zu regnen und hörte die nächsten Tage nicht mehr auf. Daher wurde unsere Arbeit ins Haus verlegt, das einige Aufräumarbeiten vertragen konnte. Eileens Bungalow hatte in dem Jahrhundertwinter sehr gelitten - eine Rohrleitung war geplatzt und sie mussten das ganze Haus renovieren. Die Möbel und andere Einrichtungsgegenstände fanden in Kinnachan Platz, daher war alles etwas eng. Aber auch wenn dies nicht wirklich etwas mit Farmarbeit zu tun hatte, machte es Spaß. Vor allem, als am dritten Tag auch noch Carla aus Frankreich zu uns stieß.

Das Essen vertrug mein Magen weniger. Es war sehr reichhaltig und ich war keine drei großen Mahlzeiten am Tag gewohnt. Eileen konnte gut kochen, besonders der Yorkshire Pudding und ihre Restesuppe hat mir sehr gut geschmeckt! Ansonsten aßen wir selbst geernteten Blumenkohl, Lauch und Kohl. Natürlich mit viel Käse verfeinert. Frischen Kuchen gab es fast jeden Abend
Ich hoffe ich werde das dort zugelegte Gewicht in Ecuador wieder los. :)

Die Familie hatte unglaublich viele Tiere. Etwa 600 Schafe (zur Zeit lammten sie, aber anders als erhofft erhielt ich leider nie die Chance sie zu füttern. Dafür war ich wohl einfach zu kurz dort ^^), 4 Border Collies, 3 Jack Russels, ein paar Katzen, einige Hühner und Gänse, eine alte Kuh die dort ihr Gnadenbrot bekam, die Haustier-Schweine Jaqueline und Josephine und ein halbes Dutzend Truthaneier, die künstlich ausgebrütet wurden. Vermutlich gab es noch weitere Haustiere, von denen ich nichts wusste, weil sie auf den anderen Farmen lebten, aber auch so war ich schon sehr glücklich.



Tja, und ehe ich mich versah waren die 5 1/2 Tage auch schon vorbei... So ist das eben, wenn man eine gute Zeit hat.
Am 7. Juni brachte mich Eileen auf dem Weg zu ihrem Bungalow, in dem sie zu tun hatte nach Leicester zurück. Und dort traf ich endlich die Person, wegen der ich überhaupt nach England gekommen war. Joane hatte ich damals in Taiwan kennen gelernt - eine Freundin von Mai, mit der ich in Hokkaido gearbeitet hatte. Für ein Jahr war sie gekommen um in England zu studieren und hat es währenddessen sogar mal nach Deutschland geschafft, aber ein Treffen hat leider nicht geklappt.
Ich finde es immer wieder schön, wenn ich es schaffe Bekannte wieder zu sehen, die ich irgendwo einmal getroffen habe. Das macht die Welt irgendwie kleiner...

Gegen sechs fuhr mich mein Reisebus zurück nach London, wo ich am Flughafen nächtigte. Schlafen war nicht drin. Zum einen, weil ich mir die Müdigkeit für den Flug nach Südamerika aufheben wollte und zum anderen, weil die Stühle in der Halle zu unbequem waren. Natürlich besitze ich Schlafsack und Luftmatratze, aber die hatte ich an ein junges Mädchen aus Albanien verliehen, die fertig mit der Welt war, weil sie wegen dem mir schon bekannten Stau um London herum ihren Flug verpasst hatte und nun bis um acht Uhr morgens warten musste. Aber nachdem sie einige Stunden schlafen konnte und ich ihr etwas Geld fürs Internet gegeben hatte, lachte sie sogar wieder. Ein schönes Erlebnis, wenn man mal in eine Situation kommt, in der man jemandem helfen kann und nicht nur derjenige ist, der Gutes empfängt.
Mein Flug nach Madrid rückte allerdings näher und wir mussten uns bald verabschieden. Zum Glück gab es keine Verspätungen oder Ausfälle.

Hier mache ich Schluss - mit Ecuador geht es im nächsten Blog weiter. :)

Hasta pronto
Kiri

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